Anläßlich der, von Fair Trade Stadt Hamburg initiierten Kampagne #hhmachdichfair, durfte ich ein Interview geben:
Das Interview führte Sarah Kreuzberg.
Welchen Bezug hast du zum Fairen Handel?
Ich versuche auch bei in meinem Cateringbetrieb so viele Bio- und Fair Trade- Produkte zu verkochen wie es geht, aber das ist oft gar nicht so einfach. Meistens ist die Quantität, die ich benötige, das Problem. Oft aber auch das allgemeine Angebot. Mein Minimalanspruch ist es, Fair Trade-Bananen in Bio-Qualität zu kaufen. Ich war schon auf vielen Bananenplantagen in Ecuador und habe mit vielen Arbeiter:innen dort gesprochen, daher ist das Thema für mich sehr präsent.
Sie werden ausgebeutet und kommen bei der Ernte mit extrem krank machenden Pestizi-den in Berührung.
Bananen, die eine minimale schwarze Stelle aufweisen, werden auf Kosten der Kleinbauern und -bäuerinnen noch im Produzentenland aussortiert.
Vor kurzem habe ich in Hamburg mit einem Aktivisten zusammen „containert“ (Essen aus Supermarkt-Mülltonnen gerettet). Ausgerechnet diese prekär produzierten Bananen findet man am allermeisten in den Tonnen. Das gerettete Essen haben wir dann z.B. zu Obstsalat und Bananeneis verarbeitet und zu einer Einrichtung für Obdachlose gebracht. Dort haben wir erfahren, dass die Menschen sich nach frischem Obst sehnen. Das ist absurd. Faires Handeln beinhaltet für
mich sehr viel mehr, als „nur“ bessere Löhne zu zahlen.
Warum ist die Kampagne deiner Meinung nach gerade jetzt so wichtig?
Es gibt keinen „falschen“ Zeitpunkt, um sich für Fairen Handel und Menschenrechte einzusetzen. Das ist immer wichtig. Aber es bewegt sich gerade einiges. Und das spürt man so richtig. Fridays for Future ist ein
Beispiel. Das Lieferkettengesetz ein anderes. Auch wenn es sehr stark aufgeweicht wurde und deutlicher Nachbesserungsbedarf besteht, halte ich das Lieferkettengesetz für einen bedeutenden Schritt.
Angesichts des Klimakollapses – der Begriff „Klimakrise“ ist eine absolute Untertreibung – müssen jetzt alle Register gezogen werden.
Auch das Klima muss fair behandelt werden, mit Monokulturen kommen wir nicht weiter.
Was erhoffst du dir von der Kampagne – für Hamburg, aber auch persönlich?
Ich halte die Aktivitäten im Rahmen der Fair Trade Stadt Hamburg für wichtig, aber eigentlich müsste ein Aufschrei damit einhergehen, dass sowas überhaupt notwendig ist. Bei aller Freude darüber, dass die Fair Trade Stadt durch die Kampagne hoffentlich bekannter wird, sollte auch geschrien werden.
Es ist kein „nice to have“, in den Bio- oder den Weltladen zu gehen. Die Auszeichnung von Fair-Trade- und Bioprodukten darf nur als Übergang betrachtet werden, bis es überflüssig ist, weil alle Produkte unter fairen
und ökologischen Bedingungen hergestellt werden.
Ich hoffe, dass mit der Kampagne viele Hamburger:innen animiert werden, sich zu engagieren. Und dass dies beispielhaft für viele andere Städte sein wird.
Warum sollten Bürger:innen, Unternehmen oder Sportvereine sich an der Kampagne beteiligen?
Wenn wir nicht mitmachen, dann ändert sich auch nichts. Wir können nicht immer meckern, aber selbst nichts tun. Wir müssen uns politisch engagieren, damit was passiert. Die Vorstellung einer „Politik mit dem Einkaufskorb“ ist eine privilegierte Ansicht.
Manch eine:r mag denken: Wir können eh nichts bewirken und zugehört wird uns auch nicht. Aber das stimmt nicht! Die Politik und auch die Wirtschaft brauchen NGOs und Aktivist:innen, um in die Puschen zu kommen. Und ist uns manchmal sogar ganz dankbar dafür. Diese Erfahrung habe ich schon des Öfteren gemacht und das sollte uns alle
motivieren!